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Friedrich-Ebert-Gedenkstätte lädt zur historischen Neubewertung: “Locarno 1925 – Triumph oder Trugbild?”

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Die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Heidelberg lädt vom 8.-10. Oktober 2025 zur internationalen Tagung “Locarno 1925 – Triumph der Diplomatie oder Illusion des Friedens?” nach Locarno ein. Zum 100. Jahrestag der historischen Friedenskonferenz diskutieren europäische Historiker*innen in sieben Sektionen über Diplomatie, Völkerrecht und Erinnerungskultur. Höhepunkte sind der öffentliche Abendvortrag von Prof. Christoph Cornelissen und eine Podiumsdiskussion zur heutigen Relevanz. Die Tagung verbindet Demokratiegeschichte mit aktuellen Friedensfragen.

Teilnehmer der Friedenskonferenz von Locarno. Quelle: Archiv Insubrica Historica

Im goldenen Oktober 1925 versammelte sich die europäische Diplomatie in der malerischen Schweizer Stadt Locarno, Süd-Tessin. Während sich die Delegationen bereits seit dem 5. Oktober in intensiven Verhandlungen befanden, liess sich ein wichtiger Akteur besonders viel Zeit: Benito Mussolini, der italienische Duce, traf erst am vorletzten Tag der Konferenz ein.

Mussolini bei seiner Ankunft in Brissago in der Schweiz anlässlich der letzten beiden Tage der Friedenskonferenz, begleitet von Dino Grandi.

Mussolinis theatralische Anreise erfolgte per Boot über den Lago Maggiore. Er legte in Brissago an – ironischerweise unweit jener Stelle, wo heute Stolpersteine an die Opfer des Faschismus erinnern (siehe die Familie Gruenberger). Begleitet wurde er vom jungen Minister Dino Grandi, der knapp zwei Jahrzehnte später eine Schlüsselrolle beim Sturz Mussolinis in Rom spielen sollte.

Insubrica Historica: Episoden aus dem Zweiten Weltkrieg

Edizione in tedesco. Di Raphael Rues (Autore), Ekaterina Rues (Curatrice).

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Am 25. Juli 1943 würde ausgerechnet Grandi im Grossen Faschistischen Rat den Antrag stellen, der Mussolinis Absetzung besiegelte – aber 1925 war von diesem dramatischen Verrat noch nichts zu ahnen.

Dino Grandi (1895-1988) war ein italienischer faschistischer Politiker. Er diente als Aussenminister (1929–1932) und später als Justizminister (1939–1943) unter Benito Mussolini.

Die Locarno-Verträge galten als Triumph der Diplomatie. Gustav Stresemann (1926), Aristide Briand (1926) und Austen Chamberlain (1925) erhielten für ihre Verdienste um den europäischen Frieden den Nobelpreis. Nur einer ging leer aus: Mussolini. Der italienische Diktator, der sich gerne als grosser Staatsmann inszenierte, wurde von der internationalen Gemeinschaft übergangen – eine Demütigung, die er vermutlich nicht vergessen hat.

Mussolini beim Verlassen der Villa Farinelli in Muralto, in der Nähe des Bahnhofs. Faschisten aus dem Tessin und Italien machen den römischen Gruss.

Während seines zweitägigen Aufenthalts logierte Mussolini bei der Familie Farinelli, prominenten Mitgliedern der lokalen faschistischen Bewegung. Das mag heute befremdlich wirken, doch 1925 genoss der Faschismus in Locarno noch beträchtlichen Rückhalt, besonders unter italienischen Auswanderern. Die Schrecken, die das Regime später über Afrika bringen würde, die Gräuel des Spanischen Bürgerkriegs und die systematische Unterdrückung in Italien selbst – all das lag noch in der Zukunft verborgen.

Blick in den Hauptsaal der Konferenz von Locarno im heutigen Palazzo del Pretorio in Locarno. An der Konferenz nahmen etwa 100 Journalisten teil, die massgeblich zur Wiederbelebung der Hotelbranche in der Region beitrugen.

Die Konferenz vom 5. bis 16. Oktober 1925 sollte Europa dauerhaften Frieden bringen. Deutschland, Frankreich und Belgien verpflichteten sich, ihre Grenzen nicht gewaltsam zu verändern. Grossbritannien und Italien übernahmen die Garantie für diese Abmachungen. Doch während Stresemann und Briand tatsächlich an eine friedliche Zukunft glaubten, verfolgte Mussolini bereits ganz andere Pläne.

Confine di Sangue - I fatti dei Bagni di Craveggia 18-19 ottobre 1944

Edizione in italiano. Di Raphael Rues (Curatore e Autore). Vasco Gamboni, Alexander Grass, Nicola Guerini e Fiorenzo Rossinelli (Autori). CHF /EUR 15.00 Insubrica Historica, 2025.
ISBN: 978-88-3196-902-4 – Editore: Insubrica Historica Minusio

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Heute, fast ein Jahrhundert später, lädt die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte gemeinsam mit der Stadt Locarno zur kritischen Reflexion ein. Unter dem Titel “Locarno 1925 – Triumph der Diplomatie oder Illusion des Friedens?” werden vom 8. bis 10. Oktober 2025 internationale Historiker die Ereignisse neu bewerten. Dabei wird auch Mussolinis “ambivalente Rolle” – so der Zürcher Historiker Christian Koller – beleuchtet werden.

Das Bild ist ein Wahlplakat aus der Weimarer Republik, genauer gesagt aus dem Jahr 1928, mit dem Text „Wählt deutschnational!“.

Die Geschichte zeigt uns, dass der “Geist von Locarno” letztlich eine Illusion war. Während die demokratischen Staatsmänner auf Dialog und Verständigung setzten, bereiteten die totalitären Regime bereits den nächsten Krieg vor. Mussolinis verspätete Ankunft in Locarno mag im Nachhinein symbolisch erscheinen: Er kam nicht als gleichberechtigter Partner zum Frieden, sondern als Opportunist, der die Bühne für seine eigenen Zwecke nutzte.

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Die Stolpersteine bei Brissago, unweit von Mussolinis damaliger Anlegestelle, mahnen uns heute: Der Weg vom vermeintlichen Friedensstifter zum Kriegsverbrecher kann erschreckend kurz sein.

Programm Konferenz “Locarno 1925 – Triumph der Diplomatie oder Illusion des Friedens?” werden vom 8. bis 10. Oktober 2025 (pdf)

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